Bevor die Bilder verblassen, möchte ich für euch den Bundesparteitag vom letzten Wochenende noch einmal Revue passieren lassen.
Nach den turbulenten Nachrichten der vorigen Woche fuhren wir mit einiger Ungewissheit, aber auch Neugier und Hoffnung im Gepäck, nach Hannover. Würde der Parteitag überhaupt stattfinden? Wie hoch sind letzten Endes die Auflagen der Behörden? Wieviele Leute dürfen in den Saal?
Als wir am Freitag Mittag auf dem Gelände „Am alten Flughafen“ ankamen war da reges, zuversichtliches Aufbautreiben. Wir packten hier und da mit an; trafen Bekannte und neue Leute.
Dann kam die niederschmetternde Nachricht, daß nur ca. 300 Menschen in die Halle dürfen.- Bei über 1000 Anmeldungen!
So fuhren wir erstmal zu unserem Schlafplatz ein paar Kilometer außerhalb von Hannover. Bei Bigi und Bernhard wurden wir herzlich aufgenommen und erlebten einen schönen Abend mit interessanten Gesprächen. Wir schmiedeten Plan B. Sollten wir nicht am BuPa teilnehmen können, würden wir zur Demo nach Kassel fahren.
Am nächsten Morgen, wieder in Hannover durften auch wir, geschützt von mehreren Polizeifahrzeugen ( vor einer handvoll Antifa- Demonstranten ?), wider Erwarten die „Heiligen Hallen“ betreten. Ein Engel vom Gesundheitsamt hatte noch weitere ca. 200 Plätze genehmigt.
So fanden doch alle angereisten Teilnehmer einen Platz.
Begonnen wurde der Parteitag ganz unüblich, aber schön, mit einer Meditation zum Ankommen und Einstimmen. Danach hielt Frank Roedel bewegt und bewegend eine Eröffnungsrede. Ihm folgte ein feuriger Vortrag von Martin Schwab, der uns alle mitriß. Anschließend umrissen Romy Löbel und Editha Roetger die Arbeit des Gründungsvorstandes im vergangenen Jahr. Ihres unermüdlichen Einsatzes, natürlich mit Hilfe des ganzen Basisschwarms, verdanken wir eine solide Grundstruktur und 11000 Mitglieder. So wurde der alte Vorstand bis auf die noch ausstehende Rechnungsprüfung entlastet.
Danach ging es richtig an die Arbeit, mit dem Ziel einige Passagen in der Satzung zu ändern und einen neuen Vorstand zu wählen. Die Versammlungs- und die Wahlleitung und Tages- und Geschäftsordnung wurden vorgestellt. Nach unzähligen Anträgen, Einsprüchen und Diskussionen stellten wir am Nachmittag bestürzt fest, daß wir uns immernoch an den Formalitäten aufhielten. Nach weiteren zähen Verhandlungen wurden Tages- und Geschäftsordnung beschlossen.
Auch die anschließende Abstimmung über verschiedene Satzungsänderungen gestaltete sich langwierig und kontrovers. Eine nervenzerreißende Gedulds-und Achtsamkeitsprobe nahm ihren Lauf.
Nach wichtigen Beschlüssen zur Satzung, Verschiebung von Tagesordnungspunkten und mehreren Beratungen des Leitungsteams beschlossen die müden Teilnehmer am späten Abend ziemlich einhellig, den BuPa zu unterbrechen und am nächsten Tag mit neuem Elan fortzusetzen.
Unter spontanen Trommelklängen verließen wir langsam den Saal.
Wohl fast alle fragten sich in dieser Nacht, was hier gerade los war? Ist das die Basisdemokratie auf die wir alle so schwören?
Müde fiel ich mit dem Gedanken ins Bett, daß die seit Jahrzehnten vorgegebenen und verfestigten Strukturen für solche Veranstaltungen mit unseren neuen Ideen von Austausch und Kommunikation nicht kompatibel sind.
Mit ähnlichen Worten wurde am nächsten Morgen die Veranstaltung eröffnet. Es gibt also viel zu tun!
Und dann schien es so als hätte sich der Schwarm über Nacht gefunden. Als die Wahlen für den neuen Vorstand begannen und schon wieder Einwände eingebracht wurden, sagten ihnen das Präsidium und alle Anwesenden unmißverständlich, daß jetzt gewählt wird.
Darauf folgte ein sehr harmonischer Wahltag.Die Kandidaten stellten sich vor. Dann wurden Stimmungsbilder ermittelt. Damit konnten die Online-Teilnehmer, deren Anteil zwischen 500 und 800 schwankte, mit einbezogen werden. Und immer wieder wählen und gespannt warten auf die Ergebnisse.
Manche Pause wurde mit Highligths gefüllt, wie kurze Reden von Viviane Fischer, Dirk Sattelmaier und Markus Haintz oder die Baden-Würthemberger priesen ihre Wahlwerbemittel an.
Manchmal hatten wir die Qual der Wahl, weil sich alle Kandidaten, nicht als aalglatte Politiker, sondern als zutiefst ehrlich, menschlich mit ihren Stärken und auch Schwächen und vor allem viel Herzblut zeigten.
Ich glaube, der Basisschwarm hat sich einen guten Vorstand gewählt.
Leider haben wir die Veranstaltung gegen 17.00 Uhr verlassen, um die Heimreise anzutreten. Der Parteitag ging wohl noch weiter bis in die Abendstunden.
Ich komme tief bewegt, mit neuen Ideen und Elan, mich einzubringen, zurück.
Ein Dank geht an alle, die dieses gelungene Wochenende organisiert haben, an die zurückhaltenden Ordnungskräfte und die vielen Gleichgesinnten, die ich treffen durfte.
Yvette Boldt